Empfehlungen zur Verbreitung von Informationen über den Weinkonsum
RESOLUTION OIV-SECSAN 679-2022
EMPFEHLUNGEN ZUR VERBREITUNG VON INFORMATIONEN ÜBER DEN WEINKONSUM
DIE GENERALVERSAMMLUNG,
GESTÜTZT auf Artikel 2 des Übereinkommens vom 3. April 2001, der die Ziele und Aufgaben der OIV festlegt, wie z.B. die Unterrichtung ihrer Mitglieder über Maßnahmen, mit denen den Anliegen der Erzeuger, der Verbraucher und anderer Akteure des Weinbausektors Rechnung getragen werden kann. Um diese Ziele zu erreichen, gehört es zu den Tätigkeiten der OIV:
g) zum Schutz der Gesundheit der Verbraucher beizutragen und einen Beitrag zur Lebensmittelsicherheit zu leisten, indem die Forschung zu einschlägigen Ernährungs- und Gesundheitsaspekten gefördert und geleitet wird und
n) die geeignetsten Informationen zu sammeln, zu verarbeiten, zu verbreiten und zu vermitteln.
IN ANBETRACHT des Strategieplans 2020-2024 der OIV (Schwerpunkt III. A) hinsichtlich der Förderung der Forschung und der Sammlung und Verbreitung wissenschaftlicher Informationen über die Auswirkungen des Konsums von Wein, Trauben und anderen Weinbauerzeugnissen auf die menschliche Gesundheit gemeinsam und im Einklang mit der WHO und anderen zuständigen Organisationen,
IN DER ERWÄGUNG, dass Weinkonsumenten umfassend über die Merkmale und die Qualität dessen, was sie konsumieren, sowie über die gesundheitlichen Folgen des Konsums informiert werden sollten, damit sie informierte Entscheidungen treffen können,
IN DER ERWÄGUNG, dass die Kommission „Sicherheit und Gesundheit“ Informationen über die gesundheitlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums gesammelt, verarbeitet und verbreitet hat, um informierte Entscheidungen über den Weinkonsum zu erleichtern,
IN DER ERWÄGUNG, dass die globale Strategie der Weltgesundheitsorganisation (WHO)[1] zur Reduzierung des Alkoholmissbrauchs, die 2010 von der Versammlung der WHO bestätigt wurde, Informationen über die mit dem Alkoholkonsum verbundenen Gesundheitsrisiken beinhaltet und eine Vielzahl von auf internationalem Konsens beruhenden politischen Optionen bietet, die die OIV als Ausgangspunkt zur Ermittlung einer Reihe von Empfehlungen zur Erleichterung fundierter Entscheidungen über den Weinkonsum betrachtet,
IN ANBETRACHT der beschriebenen Umstände werden in diesen Empfehlungen Ergebnisse aus systematischen Übersichten und Meta-Analysen[2] dargestellt, die den Weinkonsumenten informierte Konsumentscheidungen erleichtern sollen. Ziel ist es, Weintrinker darüber zu informieren, dass sie Wein zu den Mahlzeiten und in Übereinstimmung mit den nationalen Trinkrichtlinien konsumieren und unter bestimmten Umständen (z.B. bei Minderjährigen, beim Führen eines Fahrzeugs oder während der Schwangerschaft) ganz auf den Konsum alkoholischer Getränke verzichten sollten.
IN DER ERWÄGUNG, dass die öffentliche Gesundheit in die Zuständigkeit der Mitgliedstaaten fällt, sollten diese Empfehlungen nach dem Ermessen jedes Mitgliedstaates im Einklang mit den nationalen Prioritäten im Bereich der öffentlichen Gesundheit umgesetzt werden, wobei den nationalen Gegebenheiten, wie dem religiösen und kulturellen Kontext, den nationalen Prioritäten im Bereich der öffentlichen Gesundheit sowie den Ressourcen, Kapazitäten und Fähigkeiten Rechnung zu tragen ist[3].
Erkennt, dass in der identifizierten Literatur auf folgendes hingewiesen wird:
- Die Gefahr von Schädigungen im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum hängt von der Häufigkeit und Menge des Alkoholkonsums, der Häufigkeit von Alkoholexzessen und vom Anlass des Konsums, z.B. zu oder außerhalb der Mahlzeiten, ab.
- Die Gefahr von Schädigungen im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum ist individuell und von genetischen und Umweltfaktoren wie Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand und sozioökonomischer Stellung abhängig.
- Die Gefahr von Schädigungen im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum wird durch bewusste Entscheidungen wie die Wahl der Ernährungsweise (z.B. mediterrane Ernährung), Bewegung und Rauchen beeinflusst.
UNTER BERÜCKSICHTIGUNG folgender Resolutionen der OIV:
- Resolution OENO 1/98, die auf die Bedeutung der Entwicklung von Bildungs- und Informationssystemen hinweist, die die spezifische Gesetzgebung der Mitgliedstaaten berücksichtigen,
- Resolution ECO 4/99, die die Faktoren anführt, die den Alkoholkonsum beeinflussen können, wie genetische Merkmale, Kultur, Religion, Familie, Altersgruppe, Medien, Bildung und Verfügbarkeit von Produkten; die darauf hinweist, dass die meisten Bildungsprogramme sich auf die negativen Folgen konzentrieren, ohne Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise sowie dafür vorzuschlagen, wie jemand, der sich entscheidet, zu trinken, dies richtig und mit einer angemessenen Risikokontrolle tun kann; die unterstreicht, dass alle Informationen über die gesundheitlichen Auswirkungen von Wein in kompetenter und ausgewogener Weise dargelegt werden müssen,
- Resolution OENO 72/2000, die darauf hinweist, dass weitere Forschung im Bereich Wein und Gesundheit erforderlich ist,
- Resolution OENO 73/2000, in der empfohlen wird, dass die Mitgliedstaaten, wenn sie sich entscheiden, die potenziellen Vorteile eines regelmäßigen und moderaten Weinkonsums für die menschliche Gesundheit öffentlich zu machen, jede Erklärung mit Vorbehalten versehen und die negativen Auswirkungen und Schäden durch einen übermäßigen Alkoholkonsum für den Einzelnen und die Gemeinschaft hervorheben,
UNTER BERÜCKSICHTIGUNG der Arbeiten anderer Organisationen über die gesundheitlichen Auswirkungen des Alkoholkonsums wie:
- die Globale Strategie der WHO zur Verringerung des Alkoholmissbrauchs, die Ziele und Maßnahmen zur Verringerung der negativen gesundheitlichen und sozialen Folgen des Alkoholmissbrauchs festlegt,
- die WHO Europa, die empfiehlt, den Konsum alkoholischer Getränke zu verringern,
- der Synthesebericht des Health Evidence Network der WHO Europa, in dem die Umsetzung und Wirksamkeit von Maßnahmen auf der Grundlage der neuen nordischen und mediterranen Ernährungsweisen untersucht wird,
- die American Heart Association, American Diabetic Association und Mayo-Klinik, die empfehlen, keinen Wein oder sonstige Form von Alkohol zu trinken, um potenzielle gesundheitliche Vorteile zu erzielen und alkoholische Getränke, wenn überhaupt, nur in Maßen zu konsumieren.
- der World Cancer Research Fund, der zur Krebsverhütung empfiehlt, den Alkoholkonsum einzuschränken und die nationalen Richtlinien nicht zu überschreiten,
- die Alzheimer-Gesellschaft, die feststellt, dass ein mäßiger Alkoholkonsum nicht schlüssig mit dem Risiko einer Demenz oder eines Abbaus der kognitiven Fähigkeiten in Verbindung gebracht wurde,
Empfiehlt, dass die an Weinkonsumenten gerichtete Kommunikation folgendes enthalten sollte:
- Informationen über die mit dem schädlichen Konsum alkoholischer Getränke verbundenen Risiken, die über die nationalen Trinkrichtlinien hinausgehen,
- Informationen, die auf Risikogruppen zugeschnitten sind, z.B. schwangere und stillende Frauen,
- verwertbare Informationen zur Risikominderung, z.B. Empfehlungen zur Beschränkung des Alkoholkonsums auf die Mahlzeiten und in Abwechslung mit dem Konsum von Wasser,
- Informationen über Trinkgrenzwerte gemäß den nationalen Trinkrichtlinien
Erkennt, dass in folgenden Bereichen weiterer Forschungsbedarf besteht:
- Mechanismen, die dem Zusammenhang zwischen Weinkonsum und Gesundheit zugrunde liegen,
- Wahrnehmung der Verbraucher, dass Weinkonsum mit einem gesunden Lebensstil vereinbar ist,
- Zusammenhang zwischen Weinkonsum zu den Mahlzeiten und als Bestandteil einer gesunden Ernährung.
[1]Globale Strategie der WHO zur Reduzierung des Alkoholmissbrauchs, 2010; http://www.who.int/substance_abuse/msbalcstragegy.pdf
[2] Die OIV hat die PRISMA-Richtlinien für systematische Übersichtsarbeiten nicht befolgt.
[3] Globale Strategie zur Reduzierung des Alkoholmissbrauchs, WHO, 2010 https://www.who.int/publications/i/item/9789241599931