Empfehlungen zur Erstellung von Ausbildungsprogrammen für Sommeliers
RESOLUTION OIV-ECO 568-2017
EMPFEHLUNGEN ZUR ERSTELLUNG VON AUSBILDUNGSPROGRAMMEN FÜR SOMMELIERS
DIE GENERALVERSAMMLUNG,
GESTÜTZT auf die Arbeiten der Sachverständigengruppe „Ausbildung“,
GESTÜTZT auf die Resolution OIV-ECO 474-2014 über die die Definition des Begriffes „Sommelier“,
GESTÜTZT auf die Resolution OIV-ECO 474-2014, die festlegt, dass ein Sommelier eine berufsqualifizierende oder zertifizierte Ausbildung abgeschlossen haben sollte, die der Rolle, der Definition und den Kompetenzen entspricht, die in dieser Resolution festgelegt sind,
GESTÜTZT auf den Strategieplan 2015-2019 der OIV,
BESCHLIESST, zur Erstellung von Ausbildungsprogrammen für Sommeliers folgende Leitlinien anzunehmen.
EMPFEHLUNGEN ZUR ERSTELLUNG VON AUSBILDUNGSPROGRAMMEN FÜR SOMMELIERS
Einleitung
Ausbildungsprogramme für Sommeliers sollten sicherstellen, dass Sommeliers eine Qualifikation erwerben und die in der Resolution OIV-ECO 474-2014 beschriebenen Aufgaben sorgfältig ausführen können.
Niveau des Ausbildungsprogramms
Nach der Internationalen Standardklassifikation des Bildungswesens (ISCED) der UNESCO von 2011 kann die Mindestausbildung des Sommeliers als postsekundäre nicht tertiäre Ausbildung (Bildungsebene 4) oder als berufliche Qualifikation eines gleichwertigen Niveaus definiert werden, die auf den Eintritt in den Arbeitsmarkt vorbereitet.
Dauer
Die Mindestdauer beträgt 600 Unterrichtsstunden, die nach dem festgelegten Lehrplan verteilt werden. Sie umfasst alle oder einen Teil der Stunden, die im Rahmen der vorbereitenden Ausbildung absolviert werden, welche für die Zulassung zur spezifischen Ausbildung des Sommeliers erforderlich ist, sofern die vorbereitende Ausbildung von der Ausbildungseinrichtung anerkannt wird.
LEHRPROGRAMM
Mindestinhalt des Programms:
- A. Weinbau und Önologie: 60 Stunden
- B. Wein- und Nahrungsmittelverkostung: 240 Stunden
- C. Arbeiten im Gastgewerbe und Service: 240 Stunden
- D. Rechtsvorschriften und Wirtschaft: 60 Stunden
Ein zweimonatiges Praktikum ist vorgeschrieben.
A. WEINBAU UNDÖNOLOGIE
Reben
Morphologie, vegetativer Zyklus der Rebe und Reifentwicklung der Trauben
Wichtige Anbaupraktiken
Wesentliche rote und weiße Traubensorten
Nachhaltigkeit der Erzeugung von Trauben
Terroir, Klima, Boden, und ihr Einfluss auf die sensorischen Eigenschaften des Enderzeugnisses
Rebkrankheiten, die sich auf die Qualität des Weins auswirken können
Herstellung von Weiβ-, Rosé- und Rotweinen
Alkoholische und malolaktische Gärung, Hefen, Bakterien
Techniken und Verfahren der Weinbereitung
Wesentliche Phasen der Weinbereitung
Önologische Verfahren und Behandlungen
Inhaltsstoffe des Weins
Reifung von Weinen
Ziele der Reifung, Arten der Reifung und ihre Auswirkungen auf die sensorischen Eigenschaften des Weins
Ursprung und Eichenarten weltweit: Eichenhölzer/Faserung und Körnung
Fassherstellung: Auswirkungen der Fassherstellung auf den Wein
Andere Arten der Reifung von Wein
Spezialweine
Schaumweine und karbonisierte Weine
Liköre und natürliche Süßweine
Unter dem Oberflächeneinfluss von Hefe ausgebaute Weine, oxidative Alterung, Spätlesen,
Eisweine
Destillate und Spirituosen
Verschiedene Arten der Destillation
Durch Destillation gewonnene Getränke (weltweit)
Weinflaschen
Flaschentypen und –größen, andere Behältnisse
Flaschenverschlusssysteme und ihre Auswirkungen auf die Konservierung des Weins
Angaben auf dem Flaschenetikett und ihre Auslegung
B. WEIN-UND NAHRUNGSMITTELVERKOSTUNG
Einführung in die Verkostung
Methoden der Weinverkostung, Verkostungsblatt: OIV und andere
Verkostungsvokabular
Weinfehler und Anomalien, die bei der Verkostung festgestellt werden können
Sensorische Profile und Verkostung von Weinen aus verschiedenen Regionen und Weinen unterschiedlicher Rebsorten
Wichtigste Arten des Ausbaus
Wichtigste Rebsorten
Weine aus den wichtigsten Weinanbaugebieten der Welt
Umfassendere Verkostungen der Erzeugnisse des Landes, das den Studiengang durchführt
C. ARBEITEN IM GASTGEWERBE UND SERVICE
Weinkarte
Allgemeine Aspekte einer Weinkarte:
- Format, Bestandteile, Gestaltung und Struktur
- Digitale Karten
- Kartenmanagement
Erstellung einer Weinkarte:
- Faktoren, die sich auf die Auswahl der Referenzen auswirken
- Gruppierung der Weine
- Informationen über Weinreferenzen
- Methoden zur Festsetzung der Preise der Weinkarte
- Degustationsmenus, Menus für besondere Anlässe
Weinkeller im Gaststättengewerbe
Situation, Bedingungen: Temperatur, Feuchtigkeit, Beleuchtung, Isolation
Praktische Erwägungen: Organisation und Lagerung
Erhaltung und Entwicklung des Weins im Gaststättengewerbe
Reifung des Weins in der Flasche und geeigneter Verkostungszeitpunkt
Geeignete Positionierung der Flaschen
Weineinkauf
Verschiedene Lieferanten: Winzer, Weinerzeuger, Weinhändler, Vertriebshändler, im Ausland
Für den Einkauf ausschlaggebende Faktoren: Art des Restaurants, Qualitätsniveau des Weins, Preis-Leistungsverhältnis, Küche des Restaurants, Möglichkeiten der Lagerung von Weinen
Weinkeller-Management
Methoden der Bestandsaufnahme und der Lagerbestandsbewertung, Bewertung der Ein- und Auslagerungen
Lagerumschlag: Überwachung der trinkfertigen Weine und Weine für die kurz-, mittel- oder langfristige Lagerung
Überwachung des Zustands der Flaschen und der Alterung
Buchhaltung und Management-Kontrolle
EVD Programme zur Unterstützung der Kellerwirtschaft
Weinservice-Management
Aufnahme von Weinbestellungen
Kommunikation zwischen Speiseraum und Küche
Öffnen und Servieren verschiedener Arten von Weinen
Gläser und ideale Servicetemperaturen
Mise en Place für einen effizienten Weinservice
Dekantieren, Belüftung
Wichtige Werkzeuge: Korkenzieher, Gläser, Körbe, usw.
Verhalten im Restaurant und Verkaufstechniken
Aufmerksamkeit gegenüber Kunden, Servicereihenfolge,
Empfehlungen und Kundeninformation
Weinvorschläge je nach Art des Restaurants und des Kunden
Berücksichtigung von Beschwerden und Reklamationen im Zusammenhang mit Verkäufen und Service,
Kommunikationstechniken,
auf einen verantwortungsvollen Konsum ausgerichteter Service[1]
Grundlegende internationale Weinterminologie
Abstimmung von Speisen und Wein
Typologie der Nahrungsmittel und ihre Kombination mit Wein
Wechselwirkung von Weinen mit den grundlegenden Geschmacksempfindungen und Texturen
Auswirkungen bestimmter Koch- und Konservierungssysteme auf die sensorischen Eigenschaften des Nahrungsmittels
A. RECHTVORSCHRIFTEN UND WIRTSCHAFT
Weinbauliche Rechtsvorschriften / Weinrecht
Organisation des Weinbausektors: nationaler und internationaler Überblick
Schlüsselaspekte der geltenden internationalen Regelungen und der Bestimmungen des Landes, in dem die Ausbildung stattfindet
Verordnungen zum Schutz von geographischen Angaben und Ursprungsbezeichnungen
Rechtsvorschriften über alkoholische Getränke,
den Umgang mit Lebensmittelhygiene im Gaststättengewerbe
Weinmarkt
Weinerzeugung und Weinkonsum
Nationaler und internationaler Handel mit Wein
Struktur der Liefer- und Vertriebskette vom Weinkeller bis hin zum Verbraucher
Rolle des Sommeliers als Bindeglied zwischen Händler und Verbraucher
Professionelle Verkostung und Marketing
Organisation von Weinevents
[1] Guidelines for developing a training module for Sommelier on service oriented to responsible consumption: wine, health and responsible drinking developed by Wine in Moderation; https://www.wineinmoderation.eu/en/articles/Training-for-Sommelier-Profession.205/