Die OIV feiert ihr 100-jähriges Bestehen und damit ein Jahrhundert des Einsatzes für den Weinbausektor. Durch ihre Resolutionen spielt die Organisation eine grundlegende Rolle in dem Sektor.
In diesem Jubiläumsjahr möchten wir 12 Resolutionen besonders hervorheben. Jeden Monat werden wir eine Resolution der OIV vorstellen, die den Weinbausektor geprägt hat.
Diesmal geht es um die Definition von „Terroir“: ein Meilenstein in der Geschichte der OIV-Resolutionen.
Ein „Weinbauterroir“ ist ein gebietsbezogenes Konzept, wobei für das jeweilige Gebiet kollektive Kenntnisse der Wechselwirkungen zwischen identifizierbaren physikalischen und biologischen Faktoren und den dort angewandten weinbaulichen Verfahren gewonnen werden, die den Produkten dieses Gebiets ihre Einzigartigkeit geben. Das „Terroir“ umfasst spezifische Eigenschaften des Bodens, der Topografie, des Klimas, der Landschaft und der biologischen Vielfalt.
Es hat fast 10 Jahre an Diskussionen gedauert, bis sich die Sachverständigen der OIV-Kommission „Weinbau“ auf diese harmonisierte Definition von „Terroir“ einigen konnten. Eine komplexe und weltweit anerkannte Definition zu formulieren, war ein großer Erfolg für die OIV.
Im Rahmen des Resolutionsentwurfs stellte das „Internationale Symposium für Terroirs und Landschaft“, das 2006 unter OIV-Schirmherrschaft in Bordeaux und Montpellier stattfand, ein zentrales Ereignis dar. Es leistete einen wichtigen Beitrag zu den Arbeiten der OIV-Sachverständigengruppe „Umwelt und Klimaentwicklung“, um die Definition von „Terroir“ voranzubringen.
Schließlich verabschiedete die Generalversammlung der OIV am 25. Juni 2010 in Tiflis (Georgien) die RESOLUTION OIV/VITI 333/2010, in der die DEFINITION VON „WEINBAUTERROIR“ festgelegt wurde.
Das Terroir-Konzept,
erklärt von Benjamin Bois (ehemaliger Vorsitzender der Kommission „Weinbau“ der OIV von 2015 bis 2018)
Die geografische Herkunft steht in engem Zusammenhang mit der Qualität von Reberzeugnissen und insbesondere von Wein. Diese Verbindung zwischen dem Ort und dem Geschmack landwirtschaftlicher Produkte, die wahrscheinlich bereits in der Antike bekannt war, wurde im Begriff „Terroir“ formalisiert. Die Bezeichnung französischen Ursprungs tauchte im 12. Jahrhundert in Bezug auf ein landwirtschaftliches Gebiet, dann einen Boden auf, der dem Wein besondere Eigenschaften verleiht, und wurde dann im 20. Jahrhundert zu einem Konzept, das den Einfluss des Ortes auf die Qualität des Produkts auf eine Vielzahl natürlicher und anthropogener Elemente1 erweitert. Der Boden, das Klima, das Gelände, aber auch das biologische Umfeld der Rebe sind natürliche Faktoren, die mit der Pflanze interagieren. Die Sorten oder sogar Klone, die nach den vom Betreiber gewählten technischen Vorgaben gepflanzt und angebaut werden, bringen Trauben hervor, deren Eigenschaften untrennbar mit diesen verschiedenen Faktoren verbunden sind. Beim Wein führen die Methoden der Weinbereitung und Alterung, die manchmal sehr spezifisch für eine Weinregion sind, zur Entwicklung eines Produkts, dessen Geruch und Geschmack charakteristisch für den Produktionsort sind: eine Region, ein Dorf oder sogar eine einzelne Parzelle.
Der Wert der OIV-Referenz zum „Terroir“
von Peter Hayes, Ehrenpräsident der OIV
Durch die Beiträge von Sachverständigen aus den verschiedensten Bereichen (Boden, Klima und Reben sowie auch Sozialwissenschaften, Önologie, Wirtschaft und Marketing) hat die mit Spannung erwartete Resolution OIV/VITI 333/2010 DEFINITION VON „WEINBAUTERROIR“ eine klare globale Referenz für diesen komplexen und weit verbreiteten Begriff geschaffen.
In Anbetracht der Tatsache, dass „Terroir“ für viele in der PR und den Medien ein bevorzugter Marketing- und Werbebegriff ist und eine Orientierungshilfe für viele regionale und branchenspezifische Richtlinien und Praktiken bietet (z. B. die Herkunftsbezeichnung), garantiert die breite Akzeptanz und Konsistenz bei der Verwendung von „Terroir“ eine kontinuierliche Erläuterung und Aufklärung für unsere vielen, unterschiedlichen Nutzer und Zielgruppen.
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1 Leturcq, S. (2020). Le terroir, un concept anhistorique. In J.-L. Yengué & K. Stengel (Éds.), Le terroir viticole (p. 25‑33). Presses universitaires François-Rabelais. https://doi.org/10.4000/books.pufr.28205