Das Internationale Jahr der Rebe und des Weins erinnert an die ersten 100 Jahre der Tätigkeit der OIV. Um die ereignisreiche Geschichte der Organisation zu feiern, werden über das ganze Jahr und die ganze Welt verteilt verschiedenste Veranstaltungen stattfinden. Das Jahr soll mit der Einweihung des neuen Sitzes der OIV und dem 45. Weltkongress für Rebe und Wein in Dijon, Frankreich enden.
Über das gesamte erste Jahrhundert ihres Bestehens konnte die OIV die vielfältigen Herausforderungen meistern, mit denen der Sektor konfrontiert war. Auch heute führt die Organisation ihre Tätigkeit mit ihrem weiteren Ausbau und der Aufnahme neuer Mitgliedstaaten fort, die ihren Anteil an der weltweiten Debatte über Rebe und Wein haben möchten.
Diese Jubiläumsfeiern würdigen die Vergangenheit, feiern die Gegenwart und legen den Grundstein für die nächsten hundert Jahre. Eine neue Ära, definiert durch die digitale Transformation und den Klimawandel, wird dem Weinbausektor eine Anpassung abverlangen.
In der modernen globalisierten Wirtschaft arbeitet die OIV am Aufbau eines Konsenses zwischen den Mitgliedstaaten, um die internationale Weinproduktion und den Handel zu erleichtern und nachhaltiger zu gestalten. Dieser Konsens wird durch die Resolutionen der OIV erzielt, in denen die besten nachhaltigen Produktionsverfahren definiert und empfohlen werden, die sich wiederum direkt auf das Endprodukt und dessen Vermarktung auswirken.
Abgesehen vom hohen Symbolwert zielt die Ausrufung eines Internationalen Jahres der Rebe und des Weins darauf ab, in allen Weinbauländern der Welt Begegnungen und Debatten wissenschaftlicher, technischer und kultureller Natur ins Leben zu rufen und zu fördern, und zwar unter dem Leitthema: „Der Weinberg und der Wein von morgen“.
Luigi Moio, Eröffnungszeremonie des 44. Weltkongresses für Rebe und Wein in Spanien.
Juni 2023 – Vor einem Jahrhundert, am 4. Juni 1923, trafen sich führende Vertreter aus Spanien, Frankreich, Italien, Portugal und Griechenland in Paris zu einer Internationalen Ministerkonferenz der Weinexportierenden Länder.
Dabei wurden drei Kernpunkte behandelt:
In erster Linie die Untersuchung und Entwicklung geeigneter Maßnahmen, um den positiven Wert eines maßvollen Weinkonsums in Verbindung mit Mahlzeiten und im Rahmen einer gesunden Lebensweise zu beleuchten und zu würdigen.
In Bezug auf dieses erste Ziel sei daran erinnert, dass der erste Artikel der Gründungsakte der OIV von 1924 folgende Aufgaben der Organisation aufführte: „Informationen zu sammeln, zu untersuchen und zu veröffentlichen, die die positiven Wirkungen des Weins belegen“. Um der Verbreitung und Förderung der Weinkultur einen unmittelbaren und konkreten Impuls zu geben, wurde 1930 in der Tat der „Prix de l’OIV“ ins Leben gerufen. Dieser Preis trug damals den Titel „Die Wahrheit über den Wein“ und ist heute der älteste Preis für Wein auf internationaler Ebene. Er wurde in 77 Ausgaben an die Verfasser und Verfasserinnen von mehr als 800 Publikationen verliehen.
Der zweite Diskussionspunkt betraf die Überprüfung der in den verschiedenen Ländern zur Definition von Wein verabschiedeten Normen mit dem Ziel, eine gemeinsame Definition von Wein zu erarbeiten, die auch heute noch gültig ist, und die Entwicklung und Annahme von Analyse- und Regulierungsverfahren zu fördern, die die Reinheit, Authentizität und Unverfälschtheit des Weins gewährleisten sollen.
Das dritte Ziel schließlich war die Schaffung eines Internationalen Weinamtes, das wissenschaftlich fundierte Vereinbarungen zur Weiterleitung an die Mitgliedsstaaten in Form von Empfehlungen definieren sollte, um eine Harmonisierung ihrer Politiken zu ermöglichen und den internationalen Handel zu erleichtern.
Nach dreitägiger Arbeit einigten sich die fünf Delegationen am 6. Juni 1923 auf die erörterten Grundsätze und verabschiedeten sie auf einer zweiten diplomatischen Konferenz vom 30. Juni bis 5. Juli 1924, an der auch Österreich, Ungarn, Luxemburg, Tunesien, Chile und Mexiko teilnahmen. Die beiden Konferenzen führten schließlich zur Unterzeichnung des Übereinkommens zur Gründung der OIV am 29. November 1924.
Spanien war somit von Anfang an am Aufbau dessen beteiligt, was später die Internationale Organisation für Rebe und Wein werden sollte. Es ist ein Land mit jahrtausendealten Weintraditionen und dem größten Weinbaugebiet der Welt, in dem Weinbau und Wein historisch tief verwurzelt sind. Ein Land, das immer ein aktiver und dynamischer Unterstützer der OIV war, wie durch zwei meiner Vorgänger im Präsidentenamt, Ingenieur Eladio Asensio Villa, den ersten Nichtfranzosen an der Spitze der OIV von 1963 bis 1968, und Dr. Gabriel Yravedra, Präsident von 1991 bis 1994, der leider vor Kurzem von uns gegangen ist, veranschaulicht wird.
Bei der Erwähnung der spanischen Präsidenten, die mir vorausgegangen sind, kann ich nicht umhin, einen anderen spanischen Vertreter der OIV zu erwähnen, ihm zu danken und vor allem seine unermüdliche Arbeit zu würdigen, die er mit großer Leidenschaft und Entschlossenheit im ausschließlichen Interesse des Wachstums der OIV leistet, nämlich den ersten spanischen Generaldirektor, unseren geschätzten Pau ROCA. Spaniens bedingungsloses Engagement für die OIV zeigt sich auch in seiner Bereitschaft und Großzügigkeit, unsere wissenschaftliche Gemeinschaft regelmäßig aufzunehmen: 1929 in Barcelona mit dem zweiten Weltkongress für Rebe und Wein, dreimal in Madrid mit den Generalversammlungen von 1951 und 1973 und dem Kongress von 1992 sowie auch zuletzt 2006 in Logroño, La Rioja.
Wie ich zu Beginn dieser Eröffnungsrede erwähnt habe, trifft sich unsere Wissenschaftsgemeinde bei diesem Kongress zum sechsten Mal in Spanien. Diesbezüglich möchte ich persönlich und im Namen aller Delegierten und wissenschaftlichen Sachverständigen der OIV dem Ministerium für Landwirtschaft, Fischerei und Ernährung des Königreichs Spanien ein weiteres Mal meinen Dank aussprechen für die Unterstützung der enormen Anstrengungen, die die Organisation dieser Veranstaltung erforderte.
Das gestrige Datum, der 4. Juni 2023, ist dazu bestimmt, einen besonderen Platz in der Geschichte der OIV einzunehmen, da es mit dem Datum der ersten internationalen Regierungskonferenz zum Thema Wein vor 100 Jahren zusammenfällt. Noch bedeutsamer ist, dass in diesen Tagen und genau in diesem geschichtsträchtigen Land der OIV die Feierlichkeiten zum hundertjährigen Bestehen unserer Organisation mit dem Vorschlag beginnen, der der Generalversammlung am kommenden Freitag unterbreitet werden soll, das Jubiläumsjahr zum „Internationalen Jahr der Rebe und des Weins“ zu erklären, das am 29. November 2024, dem Tag des hundertjährigen Bestehens, zur Vollendung kommt. Abgesehen vom hohen Symbolwert zielt die Ausrufung eines Internationalen Jahres der Rebe und des Weins darauf ab, in allen Weinbauländern der Welt Begegnungen und Debatten wissenschaftlicher, technischer und kultureller Natur ins Leben zu rufen und zu fördern, und zwar unter dem Leitthema „Der Weinberg und der Wein von morgen“.