Am 2. Dezember reiste OIV-Generaldirektor Pau Roca zu einer Tagung zum Thema „Nachhaltiger Weinbau: Rolle der Agrarökologie und Bodenbewirtschaftung“ ins Umland von Montpellier; dabei ging es auch um eine Stärkung des gegenseitigen Verhältnisses zwischen OIV und der „4 per 1000“-Initiative, deren Exekutivsekretär Paul Luu anwesend war.
Die Tagung fand auf dem Weingut Notre Dame du Quatourze aus dem Besitz von Georges Ortola statt, der einen Überblick über die auf seinen Flächen betriebenen agrarökologischen Verfahren wie Begrünung zwischen den Rebzeilen, eingeschränktes Pflügen, Rückführung des Rebschnittholzes in den Boden, Beweidung usw. gab. Die Bedeutung eines ordnungsgemäßen Rebschnitts betonte auch der Leiter des Staatlichen Zentrums für Agrarökologie („Centre National d’Agroécologie“) Alain Canet, der eindringlich anmerkte, dass der Rebschnitt zunehmend Probleme auf den Rebflächen bereite, die sich negativ auf die Gesundheit der Rebstöcke auswirkten. Florence Jard vom Verband „Pour une Agriculture du Vivant“ („Für eine Landwirtschaft des Lebendigen“), der sich für die Umstellung der gesamten Lebensmittelerzeugung auf agrarökologische Praktiken einsetzt, gab Erläuterungen zum Regenerationsindex bei Anwendung auf Rebflächen; anhand dieser Zahl lässt sich der agrarökologische Leistungsstand eines Betriebs einschätzen.
"Allen gemeinsam ist die Einsicht, dass es dringend notwendig ist, entsprechende Praktiken an die gesamte Branche zu vermitteln."
Das Treffen ermöglichte einen ergiebigen Erfahrungsaustausch zwischen Akteuren, die im Alltag agrarökologisch arbeiten, und Vertretern des institutionellen Bereichs. Allen gemeinsam ist die Einsicht, dass es dringend notwendig ist, entsprechende Praktiken an die gesamte Branche zu vermitteln. Bei der OIV, die über die Kommission Weinbau unter der Leitung von Alejandro Fuentes Espinoza ebenfalls am wissenschaftlich-technischen Ausschuss der „4 per 1000“-Initiative mitwirkt, nimmt man diesen Themenkomplex sehr ernst.
Am 19. Januar 2022 kamen der OIV-Vorstand und die „4 per 1000“-Initiative erneut zusammen, um die Modalitäten für eine entsprechende Zusammenarbeit zu klären. Zu diesem Anlass gab die OIV-Forschungsbeauftragte Anne Reutin einen Überblick über ihre Arbeiten zum Thema Chancen/Risiken durch den CO2-Fußabdruck im Weinbausektor; sie stellte klar, wie wichtig ein bewussterer Umgang mit diesen Fragen in Politik, Technik und Wissenschaft sei. Beide Institutionen planen, zusammenzuarbeiten und Schwerpunkte für die Arbeiten und den Erfahrungsaustausch zu setzen, damit das bedeutsame Thema Bodengesundheit und -sicherheit weltweit weiter vorankommt.